Eine neue Generation
Kaum eine Art von Schmuck ist älter als der Siegelring. Bereits in der Antike trugen Würdenträger und Adelige Ringe mit personalisierten Emblemen. Diese ersten Siegelringe dienten Trägern einerseits dazu, wichtigen Dokumenten durch ein Siegel ihre Echtheit zu verleihen und andererseits dazu dem Besitzer vom einfachen Volk abzugrenzen.
Aus diesem antiken Brauchtum entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der Siegelring in ganz Europa als Statussymbol für Macht und Herrschaft. Dabei entstand sogar ein bis heute gültiges Regelwerk, für die standesgemäße Anfertigung eines Siegelrings.
Während der europäische Hochadel weiterhin an diesem starren Regelwerk festhält, verwuschen sich in Deutschland des 20. Jahrhunderts diese alten Traditionen nach und nach. Die Abdankung des deutschen Kaisers, zwei verlorene Weltkriege und das Zeitalter der Individualisierung und Emanzipation ab den 1970er Jahren ließen den Siegelring zu einer nostalgischen Erinnerung in den Schmuckkästchen der Nachkommen verstauben.
In den letzten Jahren erlebte der Siegelring jedoch seine große Renaissance. Gerade bei Akademikern – für Frauen und Männer gleichermaßen – wird er immer häufiger getragen. Jedoch nicht wie die alten, klobigen und verstaubten Modelle, sondern als formschöne, handgravierte und neuinterpretierte Ringe, die den Trägern die Möglichkeit geben ihren Stil individuell auszudrücken.
Heute wird der Siegelring nicht nur als modisches Accessoire getragen, sondern als bewusster Ausdruck einer tiefgreifenden Familienzugehörigkeit inszeniert. Es scheint fast so, als ob die heutige Gesellschaft sich in demselben Maße auf ihre Wurzeln besinnen möchte, wie sich die 68er-Generation von ihrer Herkunft gewaltsam distanzierte.
Gerade die Verbundenheit mit der eigenen Familie und der Stolz auf die persönliche Herkunft machen den Siegelring so zu einem besonderen Meilensteingeschenk für junge Menschen. Egal ob Abitur, 18. Geburtstag, Abschluss des Studiums oder Eintritt ins Berufsleben, mittlerweile läuft der Siegelring dem goldenen Mont-Blanc Füllfederhalter den Rang ab.
Doch nicht nur die junge Generation hat den Siegelring für sich entdeckt. Im Gegenteil, es scheint fast so als würde die junge Generation dieses Mal zum Vorbild für die Eltern-Generation werden. Denn „zufälliger Weise“ dauert es meist nicht lange, dass nach der Übergabe des Geschenkes an das Kind, sich auch die Schenkenden für einen Siegelring interessieren.