Geerbter Schmuck

Die Deutschen erben so viel wie nie. So oder so ähnlich lauten jedes Jahr mehrere Überschriften und Titel verschiedener TV-Reportagen. Und Sie haben Recht. Wurden 2010 in Deutschland etwa noch 25 Milliarden Euro Vermögen vererbt, hat sich diese Zahl bis 2017 auf ca. 43 Milliarden Euro vererbtes Vermögen nahezu verdoppelt.
Tendenz steigend!

Neben Immobilien, Barwerten und Depots wird dabei meistens auch der lang getragene Lieblingsschmuck vererbt. Das spüren wir auch als Juwelier in Gräfelfing. Berieten wir im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends nur ganz vereinzelt Kunden bei der Werteinschätzung ihrer geerbten Schmuckstücke, haben wir diesen Fall heutzutage immer häufiger.

Das Anliegen dabei ist meist das Gleiche:

„Beim Auflösen des Haushaltes sind wir auch auf den alten Schmuck meiner Schwiegermutter gestoßen. Sie hat zwar immer sehr gerne und sehr viel teuren Schmuck getragen, aber ich wusste gar nicht, dass Sie so viel hat. Ich weiß nun gar nicht, was ich mit dem ganzen Schmuck anstellen soll? Selber tragen will ich Ihn nicht, weil die großen Goldketten und Broschen ihr zwar gut standen, zu mir persönlich aber nicht ganz passen. Einfach einschmelzen und verkaufen kann ich ihren Lieblingsschmuck doch auch nicht. Aber nur für den Tresor ist er zu schade.“

Also was tun?

Ganz wichtig: erst einmal nichts überstürzen.

Auch wir kennen den Drang erst einmal alles ordnen und so viel wie möglich sofort „aufräumen“ zu wollen, allerdings sollten Sie sich gerade beim Schmuck etwas mehr Ruhe und Zeit nehmen. Erst mit der nötigen Muße können Sie die Pretiosen richtig in drei Kategorien einschätzen:

  1. Zeitloser Schmuck: In beinahe jedem Erbe findet er sich, der etwas schmutzig wirkende Schmuck, der eigentlich damals wie heute zeitlos ist.
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  2. Wertschätze ohne großen ideellen Wert: Besonders zwischen den 70er und 90er Jahren wurde viel Schmuck verschenkt und gekauft, sodass die Trägerin beinahe jährlich ihren Schmuck wechselte, ohne dass die Trägerin oder Sie je eine tiefere Beziehung zu dem Schmuckstück aufbauen konnte. Meist fallen vor allem massive Ketten und Panzerarmbänder, aber auch lose Goldmünzen in diese Kategorie.
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  3. Geliebte Pretiosen: Dies sind die Ringe, Ketten und Broschen, die die Trägerin einfach geliebt hat. Meist selbst schon geerbt, oder zu einem besonderen Anlass geschenkt bekommen, können Sie sich an diese Person nie ohne diese Brosche oder diesen Ring erinnern und auch wenn er heute modisch nicht mehr tragbar ist: hier lebt die Trägerin für Sie weiter.

Erst wenn der Schmuck in diese drei Kategorien sortiert wurde, sollten Sie sich überlegen was Sie damit machen. Der „zeitlose Schmuck“ kann dabei durch ein professionelle aufpolieren und – wenn nötig – eine Weitenanpassung oder kleine Reparatur schnell wieder tragbar gemacht werden. Aber auch den Schmuck, den Sie als „Wertschätze ohne großen ideellen Wert“ und als „geliebte Pretiosen“ eingeschätzt haben, sollten Sie nicht nur einschmelzen oder im Tresor liegen lassen.

Gerade Schmuck hat nämlich den Vorteil, dass er meist aus Grundstoffen gefertigt ist, die über Jahrhunderte Bestand haben und immer wieder neu in Form gebracht werden können. Warum also diesen Vorteil nicht auch bei den „geliebten Pretiosen“ nutzen und das Gold, die Diamanten und andere Edelsteine aus den bestehenden Schmuck nehmen und in ein neues Design umwandeln, das wirklich zu Ihnen passt?
Aus ein oder mehreren Einzelteilen kann so oft ein Stück entstehen, das einerseits die emotionale Bindung zur Vorträgerin weiter transportiert, aber andererseits auch perfekt zu Ihrem persönlichen Stil passt.

Und auch die „Wertschätze ohne großen ideellen Wert“ müssen nicht unbedingt außen vorgelassen werden. Sie können entweder bei der Wandlung der „geliebten Pretiosen“ mit eingebracht oder ebenfalls in ein neues Schmuckstück gewandelt werden.

So oder so, anstatt also geerbten Schmuck einfach nur als fertige, unzerteilbare Stücke zu betrachten, sollten Sie Erbschmuck eher in seinen Einzelteilen begreifen. Es ist nämlich nicht das Design, das den emotionalen Wert eines Schmuckstückes definiert, sondern es sind die einzelnen exklusiven Bestandteile eines Schmuckstückes, perfekt für die jeweilige Trägerin in Szene gesetzt, die die schönen Erinnerungen durch ein freudiges Tragen täglich am Leben hält.

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